Was da alles zusammen kommt…
“Papa – kuck dir mal die Drachen an, die ich gemalt habe!” sagt mein Sohn stolz. Natürlich muss ich mir das ansehen – Ehrensache. Und natürlich hat er nicht nur einen Drachen gemalt sondern gleich dutzende – jeder Drache ein DIN-A4 Blatt, versteht sich.
Keine Frage: was unsere Kinder so aufs Papier bringen überrascht uns Eltern immer wieder aufs Neue. Aber müssen wir wirklich alles aufheben, was so gemalt, geklebt und gekritzelt wird? Es kommt ja Einiges zusammen: die kreativen Ergüsse von zu Hause, die Kollagen aus dem Bastelnachmittag, dann natürlich noch jede Menge Malerei aus Kindergarten und Schule oder im schlimmsten Fall grauselige Ausmalbilder von “Prinzessin Lillifee” und “Feuerwehrmann Sam”. Sicher sind wir als Eltern manchmal stolz, was unsere Kinder so zustande bringen aber muss das alles aufgehoben oder sogar in den eigenen 4 Wänden zur Schau gestellt werden?
Oder überspitzt gefragt: sind wir schlechte Eltern wenn wir die Bilder unserer Kinder manchmal ziemlich Kacke finden?
Das sagt die Wissenschaft:
Kinderbilder sind keine Kunst. Klingt komisch, ist aber so. Kinder malen aus einem Impuls heraus. Sie verfolgen keine bestimmte Absicht, wenn sie etwas zu Papier bringen, ganz anders als ein Künstler oder eine Künstlerin, er oder sie malt für den Gewinn oder für die Anerkennung. Kinder verarbeiten beim Malen einfach ihr Erlebtes oder bringen Dinge zu Papier, die sie momentan beschäftigen.
Man sollte also in die Bilder von Kindern nicht zu viel hineininterpretieren und auch nicht überall eine Begabung sehen. Kinder malen einfach gerne. Das heißt aber nicht, das Kinderbilder belanglos sind.
Das sagt das Gefühl:
Ich versuche zu sortieren. Die 20 Drachen, die unser Sohn malt, muss ich ja nicht alle aufheben, ebenso wenig wie die nervigen Ausmalbilder – die wandern ins Altpapier. Aber wenn ich ein besonderes Motiv entdecke, oder ein Bild, bei dem sich der Autor besonders viel Mühe gegeben hat, kann ich es nicht wegschmeißen. Diese Bilder bekommen Datum, Urheber und wenn möglich einen Titel auf die Rückseite und werden abgeheftet, archiviert sozusagen. Wenn die kleinen Nervbolzen groß sind, bekommen sie dieses Archiv dann. Was sie damit machen, bleibt ihnen überlassen. Falls sie das Geschenk aus ihrer Kindheit nicht haben wollen, können wir Eltern uns die Sammlung ja nochmal ansehen und uns vielleicht daran erfreuen. Ich habe so einen Hefter mit Gemaltem aus meiner Kindheit. Ich schaue nicht oft rein – um ehrlich zu sein fast nie – aber es ist irgendwie beruhigend, dass der Hefter noch da ist. Manchmal schaue ich doch rein, dann kommen Orte und Gegebenheiten zurück, Situationen in denen ich dieses oder jenes Bild gemalt habe – der Hefter wirkt wie eine kleine Zeitmaschine – unbezahlbar.
Ausstellen oder wegsperren:
Will ich mir mit den Bildern meiner Kinder die Wohnung zukleistern? Ganz klar: nein! Bei uns zu Hause gibt es einen Bereich in der Küche mit 2 Bändchen an der Wand. Dort gibt es eine Kinderausstellung mit ständig wechselnden Werken. Das reicht uns und den Kindern völlig. Darüber hinaus bevorzugen wir lieber “richtige” Kunst an den Wänden. Aber einen gewissen Raum wollten wir dem Schaffen der Kids schon geben – das soll auch unsere Wertschätzung als Eltern um Ausdruck bringen. Aber auch hier gilt: keine unkreativen Ausmalbilder, nicht 10 mal das selbe Motiv – vielleicht hat das ja auch eine gewissen Einfluss auf die kreativen Ergüsse der Kids.
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